Bei den Qualitätsbewertungsrichtlinien von Google (Quality Rater Guidelines) handelt es sich genau um so ein Dokument. Leider ist es 172 Seiten lang. Um dich damit zu verschonen, habe ich beschlossen, das ganze Dokument zu lesen und dir nur das mitzuteilen, was du wissen musst.
In diesem Leitfaden erfährst du:
- Was sind die Quality Raters von Google?
- Was sind die Qualitätsrichtlinien von Google?
- Was müssen SEOs wissen?
Bei den Qualitätsbewertern von Google handelt es sich um ein Team von 10 bis 100 Mitarbeitern, die bei Google arbeiten. Sie bestimmen, wie gut die Suchergebnisse von Google die Bedürfnisse der Nutzer erfüllen.
Google nutzt ihr Feedback, um die Auswirkungen von Algorithmusänderungen zu verstehen. Die Richtlinien haben keinen direkten Einfluss auf den Algorithmus oder das Ranking, aber Google gab in einem CNBC-Interview bekannt, dass die Richtlinien “grundsätzlich zeigen, was der Algorithmus tun sollte.”
Die Qualitätsrichtlinien von Google geben den Qualitätsprüfern genau an, wie sie ein Suchergebnis bewerten sollen. Das alles ist in dem 172-seitigen Dokument festgehalten.
Das Dokument besteht aus drei Hauptabschnitten:
- Richtlinien zur Bewertung der Seitenqualität (Page Quality Rating Guidelines) - In diesem Abschnitt werden die wichtigsten Faktoren erläutert, auf die Qualitätsbewerter in den Suchergebnissen achten sollten. Dazu gehören der Zweck der Seite, E‑A-T-Signale, die Qualität des Inhalts, die Eigentümerschaft einer Website und der Ruf der Website.
- Die Bedürfnisse mobiler Nutzer verstehen — In diesem Abschnitt wird erläutert, wie Google die Interaktionen auf mobilen Endgeräten betrachtet.
- Bewertungsrichtlinien für erfüllte Bedürfnisse (Needs Met Rating Guidelines) — Mit dieser Skala wird bewertet, wie gut ein Suchergebnis die Bedürfnisse der mobilen Nutzer erfüllt.
Nicht jeder Abschnitt des 172-seitigen Dokuments ist für SEOs hilfreich. Und die Abschnitte, die hilfreich sind, sind nicht offensichtlich. Aber wenn du dir genauer ansiehst, was Google zu den einzelnen Themen bekannt gibt, kannst du wertvolle Informationen daraus ziehen.
Hier sind also die wichtigsten Erkenntnisse:
Achte darauf, was andere Websites über dich sagen
Mit einer Mischung aus Zynismus und Witz lässt Google die Bewerter wissen, dass “viele Websites den Nutzern gerne erzählen, wie toll sie sind”. Deshalb weist Google seine Qualitätsbewerter an, den Ruf nicht nur auf der Website selbst, sondern auch außerhalb der Website zu bewerten.
In den Richtlinien werden die Qualitätsbewerter angewiesen, nach Erwähnungen einer Website oder eines Autors in externen “Nachrichtenartikeln, Wikipedia-Artikeln, Blogbeiträgen, Zeitschriftenartikeln, Forumsdiskussionen und Bewertungen unabhängiger Organisationen” zu suchen — das solltest du auch tun.
Eine kurze Suche nach deiner Website bei Google -deine Domain
zeigt dir, was andere über deine Marke geschrieben haben:
Du kannst auch die Backlinks zu deiner Website mit dem Site Explorer überprüfen, um zu verstehen, wie und wo andere Websites deine Marke erwähnen.
Diese Übung ist nicht nur nützlich, um zu sehen, wie andere deine Website/Marke sehen, sondern auch, um Schwachstellen bei deinen Produkten oder Dienstleistungen aufzudecken.
Reagiere auf positive und negative Bewertungen
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Online-Reputationsmanagements ist die Beobachtung von Bewertungsseiten wie Yelp, Better Business Bureau, Amazon und Google Shopping. Google erwähnt diese Seiten in den Richtlinien für Qualitätsbewerter und gibt an, dass Bewerter diese zur Beurteilung der Reputation nutzen sollten.
Anstatt negative Kommentare und Bewertungen zu ignorieren, solltest du direkt darauf reagieren.
Negative Bewertungen können eine unschätzbare Informationsquelle sein, um deinen Kundenservice, die Informationen auf deiner Website oder dein Produktangebot insgesamt zu verbessern. Das wird sich positiv auf die Suchmaschinenoptimierung auswirken und deine Chancen erhöhen, neue Kunden zu gewinnen und an dich zu binden.
Zeige dein Fachwissen auf
Das wird die meisten SEOs nicht überraschen, aber Google spricht in den Richtlinien oft von E‑A-T. E‑A-T, das für Expertise, Autorität und Trust (Vertrauen) steht, ist eines der wichtigsten Signale für qualitativen Content.
Ich finde, dass die Anweisungen von Google für Qualitätsbewerter die klarste Richtlinie für SEOs sind:
Denke über das Thema der Seite nach. Welche Art von Fachwissen ist erforderlich, damit die Seite ihren Zweck gut erfüllen kann?
Wenn du die Frage nach der “Expertise” richtig beantwortest, solltest du natürlich auch Autorität und Vertrauen abdecken. Je nach Branche kann es sich dabei um formales Fachwissen handeln, wie z.B. ein abgeschlossenes Medizinstudium, wenn du medizinische Ratschläge gibst, oder um praktisches Fachwissen, wie z.B. jahrelange Erfahrung bei der Unterstützung von Kunden beim Ranken von Websites, wenn du SEO-Ratschläge gibst.
Um dieses Fachwissen unter Beweis zu stellen, gibt es ein paar praktische Tipps, die Google in diesem tollen Beitrag über E‑A-T anführt:
- Gib klare Quellenangaben für Informationen an
- Biete Hintergrundinformationen zum Autor oder zur Website mit Links zu einer “Autor”-Seite oder einer “Über”-Seite (mehr dazu weiter unten)
- Zeige dein Fachwissen oder deinen Enthusiasmus in deinem Inhalt
- Achte darauf, dass dein Inhalt keine leicht überprüfbaren sachlichen Fehler enthält
Aber sei vorsichtig, denn nicht alle Branchen sind gleich. Wenn du dir nicht sicher bist, wie “Fachwissen” in deiner Branche aussieht, schau dir die am besten rankenden Websites an, um zu verstehen, wie sie ihr Fachwissen zur Schau stellen.
Kläre, wer für die Informationen auf der Seite verantwortlich ist
Google räumt ein, dass nicht jede Art von Website das gleiche Fachwissen erfordert. Aber es verlangt von den Qualitätsprüfern, dass sie bestätigen, “wer für die Informationen verantwortlich ist”.
Bei Blogbeiträgen und anderen informativen Inhalten kannst du dies tun, indem du den Autor jeder Seite angibst und eine kurze Biografie hinzufügst, wie wir es tun:
Denke daran, dass der Autor einer Seite zwar keine “formale” Ausbildung auf dem Gebiet braucht, aber es sollte klar sein, warum er über ein bestimmtes Thema schreibt und warum man ihm vertrauen kann.
Aktualisiere deine “Über uns”-Seite
Nicht jede Website hat einen Blog oder braucht Autorenbiografien, um zu zeigen, wer für die Informationen verantwortlich ist. Wenn es auf deiner Website keinen Platz für einen Autor gibt, solltest du deine “Über uns”-Seite aktualisieren. Auf diese Weise können die Nutzer herausfinden, wer du bist und wie sie dich kontaktieren können.
Die kalifornische Gesundheitsbehörde hat zum Beispiel keinen eindeutigen Platz für einen Blog oder Autoren, aber ihre “Über uns”-Seite enthält diese Informationen. Der Leser kann klar erkennen, von wem die Informationen stammen und warum sie vertrauenswürdig sind.
Füge zusätzliche E‑A-T-Signale für YMYL-Seiten hinzu
Google bezeichnet eine bestimmte Art von Seiten als Your Money, Your Life (oder YMYL). Das sind Seiten, die “das zukünftige Glück, die Gesundheit, die finanzielle Stabilität oder die Sicherheit einer Person beeinflussen”. Dazu gehören:
- Gesundheit + Fitness
- Sicherheit
- Einkaufen
- Finanzen
- Regierung oder Recht
- Nachrichten
- Personengruppen (spezielle Gruppen wie Behinderte, Nationalitäten, Veteranen)
- Hochschule
- Jobs
Die Qualitätsrichtlinien von Google fordern die Bewerter auf, die Qualität der Informationen auf diesen Websites genauer zu prüfen.
So sind zum Beispiel die Überprüfung von Artikeln und die Anzeige von Überprüfungsprozessen weit verbreitete Best Practices im Bereich Gesundheit und Medizin. Die Artikel von Healthline sind mit Autorennamen — die auf Bioseiten verlinken — und Kennzeichnungen zur Faktenüberprüfung versehen, um ihre E‑A-T zu belegen.
Du kannst und solltest deine Behauptungen auch mit anderen Expertenmeinungen untermauern — vor allem bei YMYL-Themen. Nimm das folgende Beispiel von House Beautiful aus dem Bereich Hausumbau. House Beautiful hat gute E‑A-T-Signale, aber es hat dem Artikel auch ein Experten-Zitat hinzugefügt, um seine Informationen zu verbessern.
Stelle sicher, dass deine Website-Funktionen nach ein paar Klicks funktionieren
Google vermittelt den Qualitätsprüfern, dass eine hochwertige Seite nicht bloß einfach nur “gut aussieht”. Manche Websites haben Funktionen, die auf den ersten Blick toll aussehen oder gut funktionieren, aber ein paar Klicks später nicht mehr. Deshalb ermutigt Google die Qualitätsbewerter, sich die Funktionen jeder Website genau anzusehen.
Du solltest das Gleiche tun und sicherstellen, dass deine Website auf verschiedenen Geräten tatsächlich wie vorgesehen funktioniert. Hier sind ein paar Möglichkeiten, das zu tun:
- Teste deine interaktiven Inhalte. Nutze alle Tools oder Rechner auf deiner Seite und stelle sicher, dass sie funktionieren.
- Überprüfe eingebettete Videos. Videos sind eine häufige Ursache für UX-Probleme. Vergewissere dich, dass alle eingebetteten Videos wie erwartet abgespielt werden und das Nutzererlebnis nicht auf andere Weise beeinträchtigen.
- Überprüfe deinen Check-out. Lege Produkte in deinen Warenkorb und gehe durch den Bestellvorgang, um sicherzustellen, dass alles wie erwartet funktioniert.
Vermeide “minderwertige” Praktiken
Die meisten der negativen Richtlinien können mit dieser Richtlinie zusammengefasst werden, die ich auf Seite 19 der Richtlinien für Qualitätsbewerter gefunden habe:
Websites oder Seiten ohne irgendeinen nützlichen Zweck, einschließlich Seiten, die ohne den Versuch erstellt werden, den Nutzern zu helfen, oder Seiten, die potenziell Hass verbreiten, Schaden anrichten oder die Nutzer falsch informieren oder täuschen, sollten die niedrigste Bewertung erhalten.
Im weiteren Verlauf der Richtlinien gibt es noch einige weitere schlechte Praktiken, auf die wir hinweisen sollten:
- Übermäßig schockierende oder übertriebene Beitragstitel (wenn der Seitentitel zwar einen Klick auslöst, den Nutzer aber trotzdem verwirrt zurücklässt).
- Kopierte Hauptinhalte oder gescrapte Inhalte (lies die Richtlinien von Google zu gescrapten Inhalten. Dies ist nicht zu verwechseln mit syndizierten Inhalten, die laut Google in Ordnung sind, wenn sie richtig gemacht werden).
Stelle sicher, dass deine Anzeigen nicht von deinem Inhalt ablenken
Ohne Anzeigen hätte Google kein Geschäftsmodell. Google räumt ein, dass Anzeigen auf einer Website in Ordnung sind und sogar ein wesentlicher Bestandteil der Monetarisierung bestimmter Arten von Websites sind.
Google erwartet jedoch, dass Websites selbst entscheiden, welche Art von Anzeigen auf einer Website geschaltet werden und wie sie sich auf den Inhalt der Website auswirken.
Nimm dir also Zeit, deine Website zu durchforsten. Überprüfe, welche Arten von Werbung angezeigt werden und wie sie das Gesamterlebnis für deine Nutzer beeinflussen.
Verdecken die Anzeigen den Text auf der Seite? Sind sie übermäßig grafisch oder gewalttätig? All das sind für die Bewerter Anzeichen für schlechte Qualität.
Auch auf Websites, auf denen die Werbung weniger offensichtlich ist, ist es wichtig, offenzulegen, wann und wo dein Inhalt Werbung anzeigt. Eine sehr seriöse Seite wie Nerdwallet zeigt diese Informationen ganz oben auf der Seite an:
Gestalte deine 404-Seiten informativ
Google hat keine technischen Empfehlungen für den Umgang mit 404-Seiten. In den Richtlinien für Qualitätsbewerter wird jedoch erwähnt, wie wichtig es ist, ihr Aussehen und ihre Nützlichkeit zu erhalten. In den Richtlinien wird diese 404-Seite von Amazon sogar besonders hervorgehoben, indem sie mit “mittel” bewertet wird.
Eine 404-Seite, die dem Besucher lediglich mitteilt, dass die Seite nicht gefunden werden konnte, ist nicht besonders nützlich. Nimm dir also etwas Zeit, um deine 404-Seite anzupassen. Du solltest zumindest eine Suchleiste oder verwandte Links anbieten, damit die Besucher das Gesuchte oder etwas Ähnliches auf deiner Seite finden können.
Hier bei Ahrefs hast du vielleicht bemerkt, dass unsere 404-Seite derzeit so lautet:
Wir haben vor kurzem unsere 404 so geändert, nachdem wir eine wichtige Änderung an unserer Website-Struktur vorgenommen haben, die die Lesezeichen vieler Nutzer zerstört hat. Da wir davon ausgingen, dass viele frustrierte Nutzer auf unsere 404-Seite stoßen würden, haben wir sie aktualisiert, um zu erklären, wie man das Problem lösen kann.
Natürlich kannst du es mit deiner 404-Seite nicht allen recht machen. Was auch immer du dort einfügst, es handelt sich also immer um eine nicht optimale Lösung. Die optimale Lösung besteht darin, die Wahrscheinlichkeit zu minimieren, dass Besucher deine 404-Seite überhaupt angezeigt bekommen — das kannst du erreichen, indem du 404-Seiten auf relevante Ressourcen umleitest.
Mit dem Site Explorer in den Ahrefs Webmaster Tools kannst du kostenlos alle defekten Seiten auf deiner Website finden. Gib einfach deine Domain ein, öffne den Bericht “Best by Links” und füge einen 404-Filter hinzu:
Leite diese Seiten gegebenenfalls auf funktionierende, relevante URLs um — vor allem jene mit Backlinks.
Achte auf Keyword Intent und Aktualität
Google erklärt den Bewertern im Abschnitt Bedürfnisse mobiler Nutzer, dass sich die Suchintention im Laufe der Zeit oder je nach Standort des Suchenden ändern kann.
Zum Beispiel bedeutet der Begriff “Football” in den USA etwas ganz anderes als im Rest der Welt. Der folgende Text stammt direkt aus den Richtlinien für Qualitätsbewerter:
SEOs sollten die sich ändernde Bedeutung ihrer Keywords berücksichtigen und sicherstellen, dass ihre Ergebnisse jederzeit relevant (d.h. qualitativ hochwertig) bleiben.
Wenn du eine Website betreibst, auf der Hüte verkauft werden, musst du wissen, dass eine Suche nach “Hüten” im Sommer in den USA vielleicht eine Baseballmütze ergibt, während die gleiche Suche im Winter vielleicht Strickmützen ergibt. Du musst also entweder dein Inventar entsprechend umstellen oder für jede Seite eine eigene erstellen.
Wenn du einen Beitrag über Marketingkonferenzen schreibst, werden die Nutzer wahrscheinlich die neuesten Marketingkonferenzen suchen, also solltest du deinen Beitrag auf dem neuesten Stand halten.
Google hat dies in den Abschnitt “Bedürfnisse der mobilen Nutzer” aufgenommen, weil es jede Website dazu drängt, “mobile-first” zu sein. Es ist jedoch wichtig, dass du deine Inhalte auf allen Geräten an der Suchintention ausrichtest.
Fazit
Google legt viel in diesen Richtlinien zur Qualitätsbewertung offen. Daher wirst du feststellen, dass sich das meiste von dem, worüber ich gesprochen habe, mit den Qualitätsrichtlinien überschneidet, die Google für Webmaster aufstellt.
Aber nach der Lektüre von 175 Seiten sind mir ein paar Dinge klar geworden:
- Google möchte, dass sein Algorithmus hochwertige Inhalte belohnt und bösartige oder dünne Inhalte vermeidet.
- Hochwertige Inhalte sind nicht nur Inhalte, die “gut aussehen”, sie müssen auch nützlich sein.
- Die Reputation einer Website beschränkt sich nicht nur auf die Ebene der Website, sondern auch auf Off-Page-Faktoren, die für den Google-Algorithmus eine größere Rolle spielen, als wir dachten.
Und schließlich, und das ist das Wichtigste, hat Google durch den Einsatz von Menschen als Qualitätsprüfer verstanden, dass es immer noch wichtig ist, ein menschliches Element in deinem Content-Workflow zu haben. Es kann leicht passieren, dass man Inhalte mit billigen Talenten oder KI-generierten Texten skaliert. Doch letztendlich werden die Inhalte, die Google mit seinem Algorithmus belohnen möchte, von Menschen für Menschen erstellt.